Bürgerinitiative „Steinhof als Gemeingut erhalten und gestalten“

„Für die Ärmsten das Schönste“, dieses Motto des Erbauers,
sollte auch weiterhin Maßstab für die Zukunft des
Otto Wagner Spitals am Steinhof sein.

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GESIBA steinhof pavillon 23

veröffentlicht am 23. Juni 2016 | von Wolfgang Veit

Steinhof: Empfehlungen der ExpertInnen

Verein „Steinhof als Gemeingut erhalten und gestalten“
www.steinhof-gestalten.at , Facebookgruppe: „Steinhof als Gemeingut erhalten und gestalten“
Postadresse: C.I., Payergasse 14, 1160-Wien

An die Redaktion des Profil
z.H. Herrn Gernot Bauer

Sehr geehrter Herr Bauer !

Seit 5 Jahren verweisen wir darauf, welche von der Politik nicht erkannte Möglichkeiten für Gesundheits- und Sozialpolitik das Otto-Wagner-Spital bietet und auch nach dem geplanten Auslaufen des Spitalsbetriebes bieten kann.
Die von der Stadt vorgesehene Privatisierung und Zerstörung der denkmalgeschützten Anlage durch Einbauten zwischen den Pavillons, durch Auf- und Umbauten der Pavillons konnte zwar verhindert werden, in der Mediation konnten wir uns mit VertreterInnen der Stadt auch auf erwünschte zukünftige Nutzungen einigen, seither herrscht aber wieder Planungsstillstand und Abverkauf:
Die GESIBA hatte die Grundstücke im Osten zum skandalös niedrigen Preis von € 375.-/m2 erworben. Als Ergebnis der Mediation und eines ExspertInnengutachtens, das den Verkauf kritisierte, wurde der Verkauf der im Osten der Anlage liegenden Flächen (auf denen sich auch die Forensik befindet) in ein Nutzungsrecht umgewandelt und es wird an der Zerstörung der Anlage weitergearbeitet.
„Der Osten ist Teil der Gesamtanlage“ war die erste Aussage des ExpertInnengremiums.
Logische Folge – müsste man meinen: Über den Osten kann nur im Rahmen eines Gesamtkonzeptes verfügt werden. Von Logik hält es die Stadtplanung offenbar nichts:
Sie will Teilflächen verbauen – in welcher Form, dafür bietet der Bau der VAMED ein anschauliches Beispiel – und für die Gesamtanlage, die etwa so groß ist wie der gesamte 8. Bezirk Wiens, gibt es kein Konzept.
Vorhandene Gebäude, wie jetzt die Forensik, sollen ohne Rücksicht auf ihre Funktion und ihren Bedarf frei gemacht werden und zu Wohnungen umgebaut werden. Schon andere Einrichtungen wurden, um die Gebäude für die Wohnbebauung frei zu machen unter großem Kostenaufwand umgesiedelt. Der Stadtrechnungshof hat in seinem Prüfbericht genau diese Auflösung und Umsiedlung von Einrichtungen kritisiert.
Betrachtet man das Ergebnis dieser Zerstörung funktionierender und wichtiger Einrichtungen, dann ist es mit 250 Wohnungen äußerst dürftig. 250 Wohnungen werden das Wohnungsproblem Wiens nicht lösen. Das Beharren darauf diese Wohnungen ausgerechnet in einem denkmalgeschützten Areal, das seit der Kaiserzeit medizinischen und sozialpolitischen Zwecken dient, zu bauen zerstört diese Anlage, um die uns andere Städte beneiden, und die eine großartige Chance für die wachsende Stadt darstellt und die auch eine Herausforderung für die Stadtplanung darstellen müsste. Einer so großen Fläche eine neue Nutzung zu geben, müsste doch eine breite und öffentliche Diskussion wert sein.

Zum Abschluss die Empfehlungen der ExpertInnen:

1. Der Ostteil muss im funktionalen und räumlichen Zusammenhang mit dem Gesamtareal betrachtet werden.
Wird missachtet.

2. Das Gesamtareal des OWS soll im Eigentum der öffentlichen Hand bleiben und kann mit zeitlich begrenzten Nutzungsrechten (z.B. im Baurecht) auf Basis genauer Gestaltungsrichtlinien vergeben werden.
Wir missachtet. Gestaltungsrichtlinien gibt es nicht.

3. Für das Gesamtareal sollen in Abhängigkeit der Absiedlungspläne Nachnutzungsszenarien entwickelt und kontinuierlich umgesetzt werden.
Wird missachtet. Gestaltungsrichtlinien wurden nicht erarbeitet.

4. Eine ehestmöglich zu gründende Trägerbetriebsgesellschaft soll das ganze Areal verwalten.
Wird missachtet. Eine solche Gesellschaft wurde nicht gegründet.

5. Im Hauptteil und im westlichen Sanatoriumsbereich dürfen in den Freiflächen und zwischen den Pavillons keine Neubauten errichtet werden.
Diese Flächen sind vorläufig noch frei, doch die Anregung wird missachtet. Der noch immer gültige alte Flächenwidmungsplan würde eine Bebauung in großem Ausmaß ermöglichen, eine diesbezügliche Änderung lag schon vor der Wien-Wahl vor, ist aber noch immer nicht beschlossen.

6. Für das gesamte Areal ist ein Parkpflegewerk auszuarbeiten. Wird missachtet. Ein Parkpflegewerk wurde nicht erstellt.

7. Die Grünstreifen zwischen Sanatoriumsbereich und Hauptareal bzw. Ostareal sind wesentliche räumliche Ordnungselemente der Gesamtanlage und dürfen daher nicht oberirdisch verbaut werden. Die Achse Pathologie-Kirche muss frei bleiben.
Noch ist sie nicht verbaut, der jetzt gültige Flächenwidmungsplan würde es ermöglichen.

8. Die Umnutzung aller Bestandsgebäude ist nur unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten möglich.
Wurde bei VAMED-Erweiterungsbau und auch bei den GESIBA-Wohnbauplänen missachtet.

9. Es soll ein Testplanungsverfahren unter Teilnahme von ausgewählten, qualifizierten Architektinnen und Architekten im diskursiven Verfahren mit dem Expertengremium OWS stattzufinden, um potenzielle Baufelder und deren Gestaltung im Ostteil ausloten. Architektinnen aus dem Expertengremium können nicht Teilnehmer am Testplanungsverfahren sein, sie werden beratend eingebunden.
Hat stattgefunden. Es wurden Flächen festgelegt, die in Ergänzung für zukünftige Nutzungen „nutzungsoffen“ bebaut werden könnten. Die zukünftigen Nutzungen stehen noch nicht fest. Normal errichtete Wohnbauten sind nicht Nutzungsoffen, sie können nicht im Bedarfsfall für andere Nutzungen umgebaut werden; genau das aber wurde, weil die Zukunft des Areals noch ungewiss ist, gefordert. Wohnungen auf diese Art zu bauen ist zwar nicht unmöglich, aber wesentlich teurer. Das ist nicht vorgesehen. Daher: Erst nachdenken und dann evtl. unter Beachtung all der geforderten Kriterien bauen !

Es erhebt sich die Frage, warum sich die Stadt ein Mediationsverfahren und ein Expertenteam leistet, wenn die Ergebnisse derart missachtet werden.

Wir danken Ihnen und dem Profil, dass Sie den Teilaspekt Forensik aufgegriffen haben. Es wäre schön, wenn es der Beginn einer umfassenderen Diskussion um die Zukunft des Otto-Wagner-Areals werden könnte.

Mit freundlichen Grüßen ! DI Wolfgang Veit
0676 305407, du.veit@gmx.at

P.S.:
http://www.ows-mediation.at/App_Upload/Filemanager/618/Dokumente/OWS_Abschlussbericht.pdf

www. Steinhof-gestalten.at und fb: „Steinhof als Gemeingut erhalten und gestalten“ das sind wir
Es gibt noch eine andere Gruppe (hat sich nach dem Mediationsverfahren abgespalten), die den Schwerpunkt auf Erhaltung und Weltkulturerbe legt: www.steinhof-erhalten.at

https://www.steinhof-gestalten.at/der-stadtrechnungshofbericht-zu-den-vorgaengen-um-das-ows-ist-da/


über den Autor

http://www.ci.or.at/videosclubinternational.html



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